In der letzten Zeit bin ich viel in der spirituellen Szene unterwegs. Überall werden Online-Kurse, Offline-Kurse, Retreats und andere Veranstaltungen angeboten, die versprechen ihre Teilnehmer glücklicher zu machen. Die Menschen dahinter sind sehr charismatische Leute, welche über Youtube, Instagram, Facebook & Co. ihre Angebote bewerben. Zudem gibt es meistens auch diverse Verbindungen untereinander und zahlreiche Testimonials, die den Erfolg dieser Programme untermauern. Wenn du über ein paar Wochen recherchierst wird dir erst die ganze Fülle, allein im deutschsprachigen Raum, so richtig bewusst.
Die neue Generation der spirituellen Lifecoaches
Besonders die jüngeren, sogenannten Lifecoaches, sind sehr gut was ihre Präsenzen betrifft. Alles läuft inzwischen online. Ab und zu gibt es noch ein paar gedruckte Bücher oder eben die persönlichen Treffen auf Messen und Events. Die Szene ist spannend zu verfolgen und die Anhänger werden immer mehr. Über Letzteres muss sich niemand wundern. Da sorgt der Staat und die Gesellschaft schon für einigen Nachwuchs. Z.B. mit dem sog. “Bildungssystem” das ich bereits kritisiert habe welches von der non-spirituellen Politik nach wie vor geliebt wird.
Im Prinzip sind diese neuen “Online-Anbieter” nichts Neues. Sie schaffen es nur sehr gut, auf moderne Art und Weise, das Thema Spiritualität zu vermitteln. Im Gegensatz dazu gibt es nach wie vor die klassischen Esoteriker, die vor allem offline z.B. in diversen Magazinen werben oder bereits einen festen älteren Kundenstamm besitzen.
Für jemanden der sich noch nie oder nur sehr begrenzt mit seiner eigenen Spiritualität beschäftigt hat, wirken wohl alle diese Anbieter suspekt. InDavid, vermutlich auch. Ich habe den Vorwurf der “Abzocke” schon mal in einem anderen Beitrag behandelt daher gehen wir nun direkt mal davon aus, dass das Ganze den Teilnehmern bzw. Käufern tatsächlich hilft.
Darf man Glück verkaufen? Oder darf man es nur verschenken, wenn man schon die Gabe hat anderen Menschen zu helfen? Darf man damit reich werden, oder nur die eigenen Fixkosten decken?
Ich finde all diese Fragen, zu einseitig da sie sich nur um den Anbieter drehen. Allerdings sollte es um den Kunden gehen, der sich von all diesen Angeboten etwas erhofft. In den meisten Fällen geht es um Heilung des Geistes, Mut, Kraft, Energy, Erkenntnisse, Weisheit und Ähnliches. All dies sind “Produkte” die das tägliche Leben eines Kunden massiv positiv beeinflussen werden. Der Erfolg eines Coachings oder Ähnlichem ist natürlich nicht voraussagbar. Ist er allerdings bei einer Bohrmaschine aus dem Baumarkt auch nicht. Das Regal, welches ich mit der Bohrmaschine zusammenschraube, kann dennoch auseinanderfallen. Das bedeutet nicht, dass die Bohrmaschine oder deren Hersteller unfähig ist. Rein moralisch gesehen, dürfte der Baumarkt die Bohrmaschine nur an Handwerker verkaufen und nicht an Laien wie mich, oder?
Sowas ist natürlich in der Praxis kaum möglich, da es zwischen Handwerker und Laien noch einige Zwischenstufen gibt. Was sollte der Baumarkt mit den gebrauchten Maschinen machen? Im schlimmsten Fall sind sie auch noch beschädigt worden. Ähnlich verhält es sich auch mit den Angeboten im spirituellen Segment. Kein Anbieter kann wissen, wie “weit” ein Käufer bereits auf seinem spirituellen Weg ist. Eine Garantie kann er nicht geben. Ob der Kunde in der Lage ist, das gekaufte Produkt auch in sich aufzunehmen, muss dieser selbst wissen.
Das Bauchgefühl sollte dich leiten
Kann er es nicht vorher einschätzen, so sollte wohl die Intuition darüber entscheiden. Auf die eigene Intuition zu hören, ist für viele Menschen ein Problem. Das sogenannte Bauchgefühl, gibt in den meisten Fällen einen sehr guten Indikator ab, den leider viele für ihren Verstand abgeschalten haben. Letzterer ist wie die Werbung und Nachrichten zeigen sehr leicht zu beeinflussen. Das Bauchgefühl basiert auf mehr und kann von außen nicht gesteuert werden.
Der Kunde muss also selbst entscheiden ob er die Chance auf sein persönliches Glück kaufen möchte. So wie dies auch bei allen anderen Produkten auf der Welt ist.
Doch, wie wertvoll ist das persönliche Glück eines Menschen für ihn selbst? Die Erfahrung zeigt, dass die meisten Menschen diesen Wert wohl sehr gering einschätzen bzw. lieber ihren Verstand weiterhin bestimmen lassen. Wie geschrieben, ist der Verstand leider stark extern beeinflusst. Was manche als Ego beschrieben, hört lieber auf das Glänzen teuren Schmucks oder Luxusmarken. Für einen Audi oder Mercedes werden Unmengen an Geld ausgegeben. Für die eigene langfristige geistige Gesundheit jedoch sehr wenig. Es wird gerne ein überteuertes Haus gekauft bzw. gebaut, weil es eben die Banken und Staat empfehlen, anstatt die eigenen Wünsche des Geistes zu erforschen. Diese Beispiele sind endlos fortführbar und führen mich zu folgender Frage:
Darf man Unglück verkaufen?
Bewusst verkauft selbstverständlich niemand “Unglück”. Niemand würde bewusst Unglück kaufen. Doch, frägt der Bauunternehmer seinen Kunden auch nicht, ob er sich im Klaren darüber ist, was er sich damit finanziell und geistig antut. Ebenso wird kein Autoverkäufer seinem Kunden sagen, dass das Auto ihn nur für wenige Stunden glücklich machen wird und seine seelischen Sorgen nicht heilen kann. Auch die Premium- und Luxusmarken, die Schönheit und Ästhetik versprechen, verschweigen, dass sie damit kein Glück oder länger anhaltende Zufriedenheit verkaufen. All die typischen Markenprodukte verkaufen oft ein Image. Sie haben nicht das Ziel die Kunden langfristig zufriedener zu machen. Ob einer der hoch bezahlten Manager deshalb schlecht schläft? Sicherlich nicht. Schlafstörungen sind ihnen aber auch nicht zu gönnen, immerhin kaufen die Kunden diese Produkte aus freien Stücken.
Glück verkaufen lohnt sich finanziell nicht
Jemandem Glück zu verkaufen ist, wenn man die Frage des Unglücks betrachtet, sogar ziemlich unrentabel und dumm. Einem glücklichen Menschen, der bereits nur noch auf sein Bauchgefühl hört, kann man nichts mehr verkaufen. Er wird es von sich aus wollen, ohne ein Wort oder eine Tat eines Verkäufers zu berücksichtigen. Er ist nicht mehr in dem Maße manipulierbar. Jegliches Marketing funktioniert bei ihm nicht (mehr). Druck, Rabatte, Stories, Testimonials, Newsletter, Websites etc. beeinflussen ihn nicht.
Gehen wir davon aus, dass die spirituellen Produkte den Menschen tatsächlich weiterbringen, schaufelt sich der spirituelle Anbieter sein eigenes betriebswirtschaftliches Grab. Wieder eine interessante Erkenntnis, die die anfangs erwähnten Kritiker wohl noch nie so auf dem Schirm hatten. Das würde auch erklären, wieso es im spirituellen Segment nur wenige finanziell reiche Menschen gibt.
Wenn diese viel Geld verdient haben, dann mit den Menschen die unglücklich waren. Mit den anderen Menschen die wirklich glücklich sind ist kein Geld zu verdienen. Diese beiden Sätze machen klar, dass die Kunden des Glücks und Unglücks die gleichen sind. Und nun kommen wir zum massiven Unterschied:
Der Unternehmer der Glück verkauft, macht das zumindest mit dem Ziel aus seinem Bestandskunden einen ehemaligen Kunden zu machen. Der Unternehmer des Unglücks, möchte natürlich aus seinem Bestandskunden möglichst viel rausholen und lange halten.
Wer der moralisch bessere Verkäufer ist, kann sich nun jeder selbst überlegen.